Samstag, 5. März 2011

Lommerweg-Geschichten (1)

Straßen heißen ja oft nach berühmten Leuten. Plätze auch, aber das ist momentan ein heißes Thema in Jena, in das diverse Lobbyisten verstrickt sind, also lassen wir das lieber und bleiben bei Straßen und Wegen. 
Hinter unserem Haus fließt ein Bach, und an dessen Ufer verläuft der Lommerweg. 
Straßennamen bilden, wenn man konsequent nach ihrem Namensgeber forscht. Über Horst Lommer kann man sich in Wiki informieren.
Auf diesem unseren Lommerweg könnte man so lauschig ins Zentrum gelangen, wenn nicht... Ja, wenn es nicht diese schrecklichen Fußgänger gäbe!
Heute radelte ich gemütlich auf die Katharinenbrücke zu, als mir von dort zwei etwa siebenjährige Mädchen entgegenkamen, artig nebeneinader. Pötzlich fingen sie an zu spielen, rannten nebeneinander, rückwärts blickend und mir fast ins Fahrrad. "Eh, guckt mal bitte nach vorn!", rief ich ihnen zu. In diesem Moment kam der Opa unter der Brücke hervor, stellte sich mir in den Weg, griff nach meinem Lenker und fauchte: "Wenn Sie die Mädchen umfahren, fliegen Sie in die Leutra!" Da er meinen Lenker festhielt, mußte ich absteigen. Freundlich fragte ich ihn, ob ich ihn eben richtig verstanden habe, ob er mir tatsächlich gedroht habe, mich in die Leutra zu schubsen. Nein, er habe mich nur gewarnt
Da er vor Wut schon blau anzulaufen begann verzichtete ich darauf, ihm den semantischen Unterschied zwischen Warnung und Drohung zu erläutern und fragte ihn stattdessen, ob er nicht ruhiger leben würde, wenn er seinen Enkelinnen erklärte, wie man sich im Straßenverkehr verhält, statt sich an fremden erwachsenen Frauen als Verkehrserzieher zu versuchen. 
"Sie haben hier abzusteigen!" brüllte er nun. "Warum?" fragte ich neugierig. Das fiel ihm gerade nicht ein, daher versprach ich ihm, wieder einmal vorbeizukommen, bis dahin wisse er es vielleicht.
Wie langweilig wäre eine Fahrt in die Stadt, wenn man einfach nur geradeaus fahren müßte! Aber gerade diese spannenden Hindernisse in Form von verbitterten und verbiesterten Cholerikern machen jede Tour zu einem kleinen Abenteuer. Da ich finde, daß diese erzählenswert sind, weil ihnen eine ureigene Komik innewohnt, folgt das nächste hier demnächst als Teil 2.

1 Kommentar:

  1. Oh ja, da kann ich tausend kleine Geschichten anschließen. Ein Großteil von meinen lieben Freunden den Hundebesitzern die mich mit quer gespannten Leinen oder trotz Leinenpflicht freilaufenden Hunden mehr als einmal zu Vollbremsungen und auch Stürzen brachten. Aber auch von anderen Fußgängern und auch Radfahrern und natürlich unseren lieben Müttern mit Kinderwagen, die es schaffen sich zu erstaunlich großen Rudeln zusammen zu finden...
    Fazit: Verkehrstechnisch ist der Lommerweg Kriegszone.

    AntwortenLöschen