Mittwoch, 1. Juni 2011

Spinat I

Meine frühesten Erinnerungen an Spinat auf meinem Teller reichen nicht wirklich weit zurück. Jedenfalls nicht bis in meine Kindergartenjahre. Ich erinnere mich nur an Schulspeisungsspinat, mit absolut schnittfestem Rührei dazu. Das gehörte bei den meisten meiner Mitschüler zu den unbeliebtesten Gerichten. Mir hat es geschmeckt, aber ich war da pervers, ich habe auch gern Lungenhaschee und Grützwurst ("Tote Oma") gegessen. 
Meine Mutter hat, soweit ich mich erinnere, zu Hause niemals Spinat aufgetischt, nur mein Vater. Mit einer Prise Muskat und etwas Reibekäse, für mehr Würze. 
In welcher Form der Spinat in der DDR in den Handel kam, weiß ich nicht mehr. Vermutlich waren das gefrorene Blöcke in Plastetüten? (Ich bin für Hinweise dankbar!)
Nach der Großen Befreiung lag dann der Spinat mit dem Blubb in der Gefriertruhe. Anders als der Schulspeisungsspinat schmeckte der zwar auch nicht, aber jegliches Experiment verbot sich, da mein Mann keinen Spinat mochte. Bis 2003.
In jenem Jahr waren wir zu einer Hochzeit in Italien eingeladen und reisten anschließend noch ins Piemont. In Turin aßen wir in einem winzigen Lokal zu Abend, in dem es nur 12 oder 16 Plätze gab und keine Speisekarte, weil der Wirt nur ein Menü im Angebot hatte, zu dem er sich beim täglichen Einkauf auf dem Markt spontan inspirieren ließ. Mein lieber Mann war nicht sehr glücklich, als das Hauptgericht genannt wurde: Fisch auf Blattspinat, im Papierpäckchen. Mangels Alternative hieß die Devise: Augen zu und durch!  Und siehe da: Das Gericht war ausgesprochen lecker und steht seither häufiger auf unserem Speiseplan.
Wie ich darauf komme, im Blog über Spinat zu schreiben? Unsere Verbraucherministerin hat mich dazu inspiriert. Sie empfiehlt, ganz aufgeklärt, Gemüse nur abgekocht zu essen und zählt auf: Gurken, Tomaten, Salat.
Ich meine, Schmorgurken sind ja schon ein grenzwertiges kulinarisches Erlebnis, aber gekochter Salat? Frau Aigner, bitte, ist Ihnen überhaupt bewußt, welches Kindheitstrauma Sie da bei Millionen von ehemaligen DDR-Schulspeisungskindern auslösen? Wie soll man denn bitte gekochten Salat so gestalten, daß das Gericht eßbar wird?  Da helfen weder Muskat noch Parmesan.
Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren. Also her mit den Kochsalatrezepten! Die besten werden hier veröffentlicht!