Freitag, 25. März 2011

Altersheim

Zu meinem 40. Geburtstag bekam ich Post. Von der Krankenkasse. Sie teilte mir mit, daß ich ab nun, herzlichen Glückwunsch übrigens!, berechtigt sei, die Altersvorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Boing! Das war der Wink mit der Keule: 
Mädchen, Du wirst alt!
Es hat Jahre gedauert, bis ich den Schock vergessen habe, aber nun kam es noch schlimmer: Die Marie-Seebach-Stiftung aus Weimar schrieb mir. Ich wolle doch sicher meinen Lebensabend in stilvollem Ambiente verbringen, und das würde ich im neuen "Haus Sophie", das die Stiftung jetzt eröffnet, tun können. 
Ins Altersheim! Ich! Leute, ich bin gerade mal 46!
Aber halt! Was lese ich da? Es handelt sich um eine Einrichtung für ältere Menschen, die in irgendeiner Weise dem Theater, der Kunst und Literatur verbunden waren? Eh, die sehen mich als Künstler an, na immerhin, das ist ja mal eine Adelung! 
Dabei fällt mir dieser geniale Krimi mit Kurt Böwe ein:
In einem Altersheim wohnen ehemalige Schauspieler, Dichter, Musiker. Das Essen ist vom Feinsten, vier-Sterne-Küche, mindestens, täglich Kulturprogramme, es geht sehr mondän zu. Das Geheimnis der Finanzierung ist, daß verstorbene Insassen in die Kühlkammer kommen, bis dort alle acht Plätze belegt sind. Das Heim bezieht die Rente stillschweigend weiter. Stirbt ein weiterer Heimbewohner, der neunte sozusagern, wird derjenige der acht aufgetaut und für soeben verstorben erklärt, der die niedrigste Rente bezieht. Die Sache geht gut, bis Kurt Böwe auftaucht und den Heimbetreibern auf die Schliche kommt. Aber immerhin gibt er ihnen dann die Gelegenheit, die Sache still und leise zu bereinigen: Die Heimleitung setzt die aufgetauten Leichen in einen Kleinbus, der dann - ohne Fahrer - eine Böschung hinunterkippt, und, Überraschung!, leider kommen alle acht Insassen bei dem Unfall ums Leben. Der Film war köstlich. Kernsatz Böwes:
"Wenn der Staat nicht dafür sorgt, daß seine alten Menschen einen angemessenen Lebensabend verbringen könnten, muß man ja auf solche Ideen kommen!"
Und ich werde mich jetzt mal hinsetzen und ausrechnen, wieviele Stadtführungen ich noch machen muß, um mir in 20 Jahren ein Doppelzimmer im Haus Sophie leisten zu können, denn meinen Mann nehme ich natürlich mit!

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