Sonntag, 31. Oktober 2010

Amtshilfe in der Residenzstadt Greiz

Dunkle Nächte gibt es auch anderenorts, zum Beispiel im einst kleinsten Fürstentum Deutschlands, in Greiz. Das war, obwohl wirklich winzig, sogar noch geteilt, weshalb es zwei Residenzschlösser gibt, das Obere und das Untere Schloß. Auf dem Oberen Schloß treibt sich zuweilen der dortige Nachtwächter herum und erzählt den Nachtschwärmern, die ihm zu nächtlicher Stunde über den Weg laufen, allerlei unterhaltsame Geschichten. Neulich begegnete ihm sogar der Jenaer Nachtwächter bzw. dessen Weib, das sich zu Besuchszwecken in der Residenz aufhielt. Beide erfuhren allerhand Spannendes über des anderen Nachtwächters Leid und Freud, und die mitlaufenden Gäste kamen auch auf ihre Kosten.

Montag, 25. Oktober 2010

Wo geh'n die Touristen hin...

...ja, ja, ich weiß: Es muß heißen "Wohin gehen die Touristen...", aber dann kann man es nicht zur Melodie "Where have all the flowers gone" singen.
Künftig gehen sie wohl nach Kahla, denn dort entstehen in den nächsten knapp drei Jahren die "Porzellanwelten", vermutlich nach dem phantastischen und wirklich besuchenswerten Vorbild der Swarovski-"Kristallwelten" in Wattens, Tirol. Für das Städtchen Kahla dürfte damit ein Aufschwung einsetzen, der sich sehen läßt - im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Touristen wollen auch viel essen, wollen übernachten (ohne Bettensteuer!!), ein wenig bummeln. Letzteres wird in dem Städtchen noch reizvoller, wenn es mit den dann hoffentlich üppig fließenden Steuergeldern weiter saniert werden kann. 
Und Jena? Schaut aus der Ferne zu! Denn Jena ist ja kein Ort für Touristen, wie man neuerdings aus der Presse erfährt. Schade, daß sich dieser verheerende Nonsens in den letzten Jahren in vielen Jenaer Köpfen festgesetzt hat und den Blick vernebelt! Sonst könnte man ja glatt auf die Idee kommen, in Jena eine analoge Attraktion zu errichten, zum Beispiel die "Glaswelten"!

Samstag, 23. Oktober 2010

Little Boxes. Kein Platz im Paradies

Nicht nur die Spatzen pfeifen es von den Dächern, nein, auch die lokalen Blätter haben es bemerkt: Es ist eng im Paradies. So eng, daß viele Studenten zum Wohnen in die netten kleinen Provinzstädtchen im Umland ausweichen oder im Kofferraum ihres Autos nächtigen müssen. (Das ist ja auch mal eine Art von Luxus: kein Dach überm Kopf, aber ein Auto!) 
Nun schieben sich alle involvierten Institutionen und Gremien den Schwarzen Peter zu. Dabei gibt es eine einfache Lösung, die auch unserem Stadtrat gefallen müßte, könnte er doch dafür wieder einen kollektiven Ausflug machen, so wie im Sommer, als es darum ging, Argumente gegen die biologische Wasseraufbereitung im Ostbad zu finden. Diesmal könnte man sogar nach Amsterdam fahren! Dort haben die Verantwortlichen ein Studentendorf gebaut, aus gebrauchten Frachtcontainern. Die kosten 1200€ pro Stück und bieten 30m² Wohnfläche. Nachlesen kann man das hier.
Selbst wenn man nochmal das Doppelte für Ausbaukosten draufpackt, hat sich das nach rund eineinhalb Jahren amortisiert. Das ist genau die Wartezeit auf einen Container-Wohnplatz in Amsterdam.
Hoffen wir, daß die Spatzen in Jena noch ein wenig lauter pfeifen, damit die Verantwortlichen endlich aufwachen!

Freitag, 15. Oktober 2010

Wann wird Jena Lutherstadt?

Im Fernsehen wurde eben vermeldet, daß nun auch Nordhausen in die Reihe der Lutherstädte aufgenommen ist. 1522 sei dort evangelisch gepredigt worden. Hallo??? Hier in Jena wurde bereits im Dezember 1521 das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht! In Jena gibt es Luthers originale Graplatte, in Jena fand die erste protestantische Neugründung einer Universität statt, und schließlich: Jena wurde doch nicht von ungefähr "das wahre Wittenberg" genannt!
Wer, in Gottes Namen, verschläft hier eine Chance nach der anderen? Wer sieht nicht, welches Potential in diesem Titel steckt? Endlich weg von der Lichtstadt, hin zu einem touristischen Magneten! Mit Geschichte kann man punkten, jedenfalls bei dieser Zielgruppe, und Reformationsgeschichte ist spannend, bildet doch die Reformation nicht umsonst eines der möglichen Abschlußkriterien für die Epoche, die man Mittelalter nennt.

Das Jahr 2011

Das Jahr 2011 hält Großes für uns bereit: Es wird in allen drei mitteldeutschen Bundesländern, also in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, Landesausstellungen geben.
In Weimar wird vom 24. Juni bis 31. Oktober an Franz Liszt erinnert, dem das Jahr 2011 auch als Themenjahr gewidmet ist. 
Mit dem Naumburger Meister befaßt sich die Ausstellung vom 29. Juni bis 2. November in Naumburg, und in Görlitz geht es vom 21.Mai bis zum 31. Oktober um die große, alte Handelsstraße, die Via Regia.
Viele Gelegenheiten also, ein wenig durch die Lande zu reisen und seinen Horizont zu erweitern! 
(Man kann stattdessen natürlich auch eine Stadtführung mit Jena4you buchen...)

Dienstag, 12. Oktober 2010

Sensation: Jena 2000 Jahre alt

Da bahnt sich eine kleine Sensation an und der lokale Blätterwald schweigt!
Der Mathematiker und Astronom Claudius Ptolemäus zeichnete um 150 mit bunter Tinte die gesamte damals bekannte Welt auf 26 getrocknete Tierhäute. Er nennt Gebirge, Flüsse, Inseln und 94 "poleis", Städte, deren Lage er mit Längen- und Breitengraden bis auf wenige Bogenminuten genau angibt. Dabei stützte er sich vermutlich nur auf die Wegbeschreibungen römischer Legionen.
Da die Kartographie damals jedoch noch in den allerkleinsten Kinderschuhen steckte, unterliefen Ptolemäus Fehler: Er verknüpfte seine Teilkarten nicht richtig und machte beim Übertragen der Daten von der Kugelgestalt der Erde auf die Kartenfläche Maßstabsfehler.
Nun hat ein Team von Spezialisten in Berlin in sechsjähriger Arbeit die Karte entzerrt, die Methode heißt "geodätische Deformationsanalyse" (siehe "SPIEGEL", 39/2010). 
Das Ergebnis ist eine kleine Sensation. Auch für Jena. Das gab es damals nämlich schon, und es hieß "Bicurgium".
Zu diesem Namen weiß Wikisource:
Bicurgium (Βικούργιον), Stadt im inneren Germanien bei Ptol. II 11, 14. Lage unbestimmt, Name verderbt aus -burgium?
Und wenn das etwa von zwei Burgen herrührt, an denen der Ort lag, hat unser Stadtarchäologe Herr Rupp jetzt gaaaanz viel zu tun!

P.S. Ich suche gerade in meiner Bibliothek nach einem passenden Bild und liefere es nach.

Montag, 11. Oktober 2010

Am anderen Ende der Doppelstadt

Jena und Weimar sind ja die "zwey Enden einer großen Stadt". Deshalb will Jena4you auch einmal an das andere Ende schauen. Dort ist nämlich eben vom Kammerchor der Musikhochschule "Franz Liszt" die offizielle CD zum Liszt-Jahr 2011 herausgegeben worden. So brilliant und rein hört man diese Motetten sonst wohl nur selten. Es ist geistliche Musik vom Feinsten. Aber auch schwere Kost, nicht zum Nebenbei-Hören. 
Daß die CD im Handel auftaucht, ist eher unwahrscheinlich, da die Auflage mit 2500 Stück sehr gering ist. Wer es dennoch versuchen möchte, wendet sich am besten an marketing@hfm-weimar.de. 

Jena4you gibt aber keine Erfolgsgarantie, es ist nur ein Insidertipp, so von einem Ende der Stadt an das andere...

Dienstag, 5. Oktober 2010

Die Zeitmaschine

In meiner Kindheit war es Adolar in der ungarischen Zeichentrickserie "Heißer Draht ins Jenseits", der eine Ahnung von der Funktion einer Zeitmaschine aufkommen ließ, später wurde "Zurück in die Zukunft" zum Filmhit.
Am letzten Sonntag fand gleich eine doppelte Verschiebung der Zeitebenen statt, denn ich reiste in die Zeit der Reformation zurück und wurde zu Anna von Herden, wo mich dann Klaus, der Kloß besuchte, der mir aus der Zukunft nachgereist kam. Nachlesen kann man das hier.