Mittwoch, 17. Oktober 2012

Träume

Träumen Sie eigentlich in Farbe oder s/w?  Und wenn Sie Brillenträger sind, haben Sie die Brille auch im Traum auf der Nase? Träumen Sie als Sie selbst oder sehen Sie sich von außen? Und haben Sie auch schon mal in Fortsetzungen geträumt? Erinnern Sie sich am nächsten Morgen noch an Ihre Träume, und wenn ja, wissen Sie immer, was diese bedeuten? 
Psychologen behaupten ja, man arbeitet im Schlaf unbewältigte Probleme auf. Falls Sie das ohne fachliche Hilfe nicht hinbekommen, gibt es genügend Traumdeutungsbücher. In meinem Bücherregal stehen deren zwei. Beim Blättern kann man sich oftmals des Lachens nicht erwehren. Würde ich zum Beispiel im Schlaf von einem Hausmädchen träumen (was ich zugebenermaßen im Wachzustand oft tue), hieße das nach Ferdinand Schmidt, daß Zank und Streiterei ins Haus stehen. Träumte ich hingegen von einem Hammel, wird mir nach dem indischen Traumbuch ein hohes Amt angetragen. Wenn ein Chinese durch meinen Traum läuft, werde ich ein eine ferne Gegend kommen, in der es mir sehr gut gefällt. Hoffentlich ist das nicht China, ich kann nämlich nicht Chinesisch!
Apropos Chinesisch:
Man kann eine fremde Sprache erst dann richtig, wenn man in ihr träumt, heißt es.
Vor Zeiten habe ich in Prag studiert und auch tatsächlich auf Tschechisch geträumt. Später studierte ich noch Italienisch, und meine Träume wurden sehr  interessant. Ich  erinnere mich daran, daß ich mich einmal quälte, weil einer meiner Traum-Gesprächspartner ein Wort verwendete, das ich im Traum nicht kannte. Im Traum schaute ich damals im Wörterbuch nach und fand das Wort auch, konnte mich aber am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern. 
Eine weitere Stufe war, daß ich aufwachte, als ein unbekanntes Wort im Traum auftauchte, die Treppen nach unten ins Wohnzimmer ging und das Wort in realo im Wörterbuch suchte. Das habe ich mir dann auch gemerkt.
Jetzt habe ich eine neue Herausforderung gesucht. Auf unserer Istanbul-Reise hat es mich halb wahnsinnig gemacht, daß ich nichts verstanden und es auch nicht geschafft habe, mir einfachste Wörter wie bitte, danke, tschüs auf Türkisch zu merken. Höchstens noch "danke", weil das auf Türkisch so ähnlich klingt (tesekkür ederim) wie das ungarische "bitte" (tesék). Als aber im Hafen an einem Makrelen-Grill-Imbiß-Boot das Wort bismillahirrahmanirrahim angeschrieben stand, brauchte ich mir gar keine Mühe zu geben - das war sofort wie eingebrannt, obwohl ich wirklich keinerlei Bezug zum Inhalt habe: im Namen Allahs des Allerbarmers des Barmherzigen. Es klingt einfach schön. 
Aber für unsere nächste Reise möchte ich ein paar Wörter mehr draufhaben, also habe ich einen Türkischkurs belegt. Und es ist wieder wie verhext: Ich  schaue ins Buch, ich schreibe, alles gut, ich verstehe das, durchschaue die Agglutination (alles wird hinten angehängt: ev - Haus, evler - Häuser, evlerim - meine Häuser, evlerimde - in meinen Häusern), es ist also alles bestens. Aber kaum hebe ich meinen Blick, ist mein Hirn leer. Kein einziges Wort ist noch da. Schaue ich wieder hin, weiß ich die Vokabeln wieder. Das ist wie in Otto Reutters Lied vom Überzieher, kennen Sie das? Da hängt einer seinen neuen Mantel im Restaurant an den Haken, hat aber Angst, er würde ihm gestohlen, deshalb starrt er beständig darauf. Und wenn er wegschaut - "...schau ich weg von dem Fleck, ist der Überzieher weg!"
Gestern Abend habe ich fleißig gebüffelt, bis mir der Kopf schwirrte, und hatte dann heute Nacht ein riesiges Erfolgserlebnis: Ich habe auf Türkisch geträumt! Leider habe ich kein einziges Wort verstanden, aber bis zum Ende des Kurses wird das vielleicht noch besser! Dazu müßte ich nur noch vom Buttern träumen, denn das bedeutet, daß einem das gelingt, was man gerade begonnen hat! Also dann: Bismillahirrahmanirrahim!

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