Sonntag, 23. Dezember 2012

Mach das Radio an!

Kennen Sie dieses Lied von den Wise Guys? Da sitzen zwei im Auto, schalten das Radio an und fahren einfach so der Sonne entgegen. Nachdem sie richtig laut aufgedreht haben, natürlich.
Nach dem Kauf unseres jetzigen Autos habe ich auch ein Radio dazu erworben. (Da wir einer Billigmarke anhängen, war das Radio nicht inklusive.) Mein Kriterium Nummer 1: Übersichtliche Anordnung der Knöpfe. Je einen für an/aus, Sendersuche, nächster Titel, CD/Radio, fertig.  Mir nützt kein 3-Knopf-Design mit sieben Untermenüs, wie soll ich die beim Autofahren bedienen? Auch eine geometrische Anordnung von 4x4 Knöpfen ist sinnlos, wie trifft man die beim Fahren? 
Das gewählte Radio war...okay. Es spielte CDs ab und man konnte manchmal Radio hören. Wenn man nicht gerade in Richtung Weimar fuhr, weil nämlich im Mühltal kein Empfang ist, und auf dem Kreisel bei Globus auch nicht, und wenn man dann nach Weimar  kam, dudelte auf dem Knopf, unter dem eigentlich DLF gespeichert war, irgend so ein Dudelsender, auf dem einem irgendwelche stets bombig gelaunten Frohmenschen ständig irgendeinen Blödfug erzählten. Nach Osten hin geht es bis zum Hermsdorfer Kreuz, dann ist der Sender weg  und kommt nie wieder, nach Norden geht es bis Weißenfels. In Richtung Bayern legen wir lieber gleich ein Hörbuch ein, man weiß ja nie.
Als es nun zum 4. Advent wieder nach Prag ging und wir erwartungsfroh die neue Aufnahme des Weihnachtsoratoriums einwarfen, in den Player natürlich, tat sich gar nichts. Außer daß mir auf einer Kreuzung in Chemnitz, einst Karl-Marx-Stadt, beinahe ein Irrer ins Auto gekracht wäre, als ich bei Grün eine Kreuzung überquerte. Ich überlege noch, ob das ein Zeichen war. 
Jedenfalls ist der CD-Player hin, und da der Radioempfang ja, wie eben geschildert, auch nicht so der Hit war, beschlossen wir, ein neues Radio zu kaufen. Der Liebste suchte die einschlägigen Tests durch und nannte mir die Siegerfabrikate. Beim Lesen der Bewertungen geriet ich arg ins Zweifeln. Fassen wir zusammen: Ich möchte ein Autoradio mit gutem Empfang kaufen, das auch CDs abspielen kann. Darüber sagen die Bewertungen kaum etwas aus, allerdings wimmelt es da von Begriffen wie Bluetooth, BT-Modul, A2DP-Audiostreaming, Telefonbuch mit Sortierung nach Vor- und Nachnamen, Mittelnippel, Mikrophonprofile, Rückkopplungseinstellungen, Drehregler mit ringförmiger Bedienwippe, iPod-Affinität, Sound Enhancer, Sound Realizer, Sound Elevation, Flip Down Panel, Direct und Related-Search, Alphabet & Skip-Search und All Random, diverse Illuminationseffekte, Dual Zone, -Supreme +- Klang-Tuning-Technologie...
Besonderer Wert wird darauf gelegt, ob ich erst das Handy und dann das Radio einschalte oder umgekehrt, weil sonst die Bluetoothrückkoppelung zu diversen Random-Streamings führt und die Sortierung des Mittelnippels in der Dual-Zone das Mikrofonprofil verzerrt.
Eigentlich aber möchte ich ja nur beim Autofahren D-Radio hören und ab und zu mal ein Hörbuch.
Wir haben da noch so ein Kofferradio. Das spielt auch Kassetten ab und funktioniert mit Batterien. Wenn ich das hinten mit Kabelbindern an den Haltebügel hänge (an dem sich eventuelle Mitfahrer immer festhalten, wenn ich in die Kurve gehe), müßte das gehen. Damit kann ich zwar nicht telefonieren, aber das ist ja im Auto eh verboten!


 

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Träume

Träumen Sie eigentlich in Farbe oder s/w?  Und wenn Sie Brillenträger sind, haben Sie die Brille auch im Traum auf der Nase? Träumen Sie als Sie selbst oder sehen Sie sich von außen? Und haben Sie auch schon mal in Fortsetzungen geträumt? Erinnern Sie sich am nächsten Morgen noch an Ihre Träume, und wenn ja, wissen Sie immer, was diese bedeuten? 
Psychologen behaupten ja, man arbeitet im Schlaf unbewältigte Probleme auf. Falls Sie das ohne fachliche Hilfe nicht hinbekommen, gibt es genügend Traumdeutungsbücher. In meinem Bücherregal stehen deren zwei. Beim Blättern kann man sich oftmals des Lachens nicht erwehren. Würde ich zum Beispiel im Schlaf von einem Hausmädchen träumen (was ich zugebenermaßen im Wachzustand oft tue), hieße das nach Ferdinand Schmidt, daß Zank und Streiterei ins Haus stehen. Träumte ich hingegen von einem Hammel, wird mir nach dem indischen Traumbuch ein hohes Amt angetragen. Wenn ein Chinese durch meinen Traum läuft, werde ich ein eine ferne Gegend kommen, in der es mir sehr gut gefällt. Hoffentlich ist das nicht China, ich kann nämlich nicht Chinesisch!
Apropos Chinesisch:
Man kann eine fremde Sprache erst dann richtig, wenn man in ihr träumt, heißt es.
Vor Zeiten habe ich in Prag studiert und auch tatsächlich auf Tschechisch geträumt. Später studierte ich noch Italienisch, und meine Träume wurden sehr  interessant. Ich  erinnere mich daran, daß ich mich einmal quälte, weil einer meiner Traum-Gesprächspartner ein Wort verwendete, das ich im Traum nicht kannte. Im Traum schaute ich damals im Wörterbuch nach und fand das Wort auch, konnte mich aber am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern. 
Eine weitere Stufe war, daß ich aufwachte, als ein unbekanntes Wort im Traum auftauchte, die Treppen nach unten ins Wohnzimmer ging und das Wort in realo im Wörterbuch suchte. Das habe ich mir dann auch gemerkt.
Jetzt habe ich eine neue Herausforderung gesucht. Auf unserer Istanbul-Reise hat es mich halb wahnsinnig gemacht, daß ich nichts verstanden und es auch nicht geschafft habe, mir einfachste Wörter wie bitte, danke, tschüs auf Türkisch zu merken. Höchstens noch "danke", weil das auf Türkisch so ähnlich klingt (tesekkür ederim) wie das ungarische "bitte" (tesék). Als aber im Hafen an einem Makrelen-Grill-Imbiß-Boot das Wort bismillahirrahmanirrahim angeschrieben stand, brauchte ich mir gar keine Mühe zu geben - das war sofort wie eingebrannt, obwohl ich wirklich keinerlei Bezug zum Inhalt habe: im Namen Allahs des Allerbarmers des Barmherzigen. Es klingt einfach schön. 
Aber für unsere nächste Reise möchte ich ein paar Wörter mehr draufhaben, also habe ich einen Türkischkurs belegt. Und es ist wieder wie verhext: Ich  schaue ins Buch, ich schreibe, alles gut, ich verstehe das, durchschaue die Agglutination (alles wird hinten angehängt: ev - Haus, evler - Häuser, evlerim - meine Häuser, evlerimde - in meinen Häusern), es ist also alles bestens. Aber kaum hebe ich meinen Blick, ist mein Hirn leer. Kein einziges Wort ist noch da. Schaue ich wieder hin, weiß ich die Vokabeln wieder. Das ist wie in Otto Reutters Lied vom Überzieher, kennen Sie das? Da hängt einer seinen neuen Mantel im Restaurant an den Haken, hat aber Angst, er würde ihm gestohlen, deshalb starrt er beständig darauf. Und wenn er wegschaut - "...schau ich weg von dem Fleck, ist der Überzieher weg!"
Gestern Abend habe ich fleißig gebüffelt, bis mir der Kopf schwirrte, und hatte dann heute Nacht ein riesiges Erfolgserlebnis: Ich habe auf Türkisch geträumt! Leider habe ich kein einziges Wort verstanden, aber bis zum Ende des Kurses wird das vielleicht noch besser! Dazu müßte ich nur noch vom Buttern träumen, denn das bedeutet, daß einem das gelingt, was man gerade begonnen hat! Also dann: Bismillahirrahmanirrahim!