Sonntag, 31. Juli 2011

Kaffeebohnen. Eine neue Leidenschaft

 
 
In unserer frisch renovierten Küche steht ein wunderschönes, silbern glänzendes neues Gerät. Ein Siebträger, eine Rancilio Silvia. Nach reichlichem Üben und mehreren Litern in den Ausguß gekippten Espressos gelingt mir inzwischen ein unglaublich leckeres, schokoladiges braunes Tröpfchen mit hübsch blonder Crema, dank der indischen Bohnen Monsooned Malabar, einer kleinen Rarität. Es handelt sich um eine Arabica-Bohne, die an der Südwestküste Indiens kultiviert wird. Nach der Ernte kamen die grünen Bohnen früher in Säcke und wurden auf Segelschiffe geladen, um auf monatelangem, gefährlichem Weg nach Europa zu gelangen. Dabei waren sie dem rauhen Seeklima ausgesetzt, den salzigen, scharfen Winden, der feuchten Luft. Wenn sie nach Monaten ihr Ziel erreicht hatten, waren die Bohnen blaßgelb geworden, etwas aufgequollen und hatten ihre Säure verloren. Leider hat sich die Reisezeit im Laufe der Jahrhunderte dramatisch verkürzt, so daß man die Bohnen, um ihren außerordentlichen Geschmack zu erhalten, heutzutage anders behandelt: Sie lagern nach dem Trocknen unter der heißen Sonne Indiens in Säcken, in offenen Hallen, durch die der Wind streift, und wenn die Zeit des Monsuns gekommen ist, zieht die feuchte Luft durch die Säcke. (Der Satz ist mißverständlich. Also: Die Bohnen trocknen in der Sonne und kommen dann in Säcke, die in Hallen gestellt werden.) Die Bohnen werden dann alle zwei, drei Tage umgefüllt, damit sie nicht schimmeln.
Es gibt natürlich unzählige weitere Bohnensorten, demnächst werde ich ein Probierpaket mit fünf brasilianischen Sorten bestellen. Ich hoffe nur, ich kann mich bremsen und werde nicht so ein Freak wie viele der User im Kaffee-Netz. Es ist unglaublich, mit welcher Begeisterung man das Espresso-Beziehen zelebrieren kann (Espressi werden nämlich nicht gebrüht, sondern bezogen)! Da wird das Kaffeepulver mit der Feinwaage auf Zehntelgramm genau abgewogen, werden die Maschinen getunt, damit der Espresso bei genau 87 oder 93 oder was weiß ich Grad Celsius bereitet wird (das Einbauteil nebst Computerprogramm gibt es ab 110€ zum Selbsteinbau), muß der Tamper, also das Stößelchen, mit dem man das Espressopulver in das Sieb preßt, genau 58,6mm Durchmesser haben, und ob der Tamper plan oder konvex ist spaltet natürlich die Nation. Der Anpreßdruck beim Tampern soll exakt 15 kg betragen und schließlich müssen die 2x25ml Espresso in genau 25s durch das Sieb fließen. Geht es schneller oder dauert es länger, stimmt der Mahlgrad des Pulvers nicht oder es wurde zu fest oder zu locker getampert oder es ist zu viel oder zu wenig Pulver im Sieb. Ja, und wenn das alles stimmt und der Espresso trotzdem nicht schmeckt, kann es eigentlich nur noch an der Bohne liegen. Die muß natürlich frisch geröstet und gemahlen sein. Wenn das Pulver 30s nach dem Mahlen noch nicht im Sieb ist und gebrüht wird ('tschuldigung - bezogen), kann man es auch gleich wegwerfen. Es darf natürlich keinesfalls aus dem Supermarkt stammen, sondern nur per Versand frisch vom Röster. Wie zum Beispiel meine Monsooned Malabar. Oder noch besser: Man röstet selbst. Aber darüber kann ich nichts schreiben, damit habe ich mich nicht befaßt. Noch nicht…
Was das alles mit dem Namen dieses Blogs zu tun hat, mit "Jena entdecken", fragt meine Tochter. Ganz einfach: In meiner Not - anfangs funktionierte einfach nichts - habe ich im Internetforum für Kaffeefreaks Hilfe gesucht. Dort wurde mir geraten, mir doch mal einen Jenaer Espresso-Spezialisten einzuladen. Es sollte deren mehrere geben, und tatsächlich meldete sich auch gleich einer, und was soll ich sagen? Er wohnt wirklich nur um die Ecke, einmal über die Straße, keine 200m von mir entfernt. Das ist doch mal eine Entdeckung. Eine, wie man sie nur in Jena machen kann!

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