Sonntag, 5. Dezember 2010

Hartes Brot

Es ist Winter. Es ist schon früh dunkel. Und es ist kalt. Hoch-Zeit für Weihnachtsfeiern. So steht der Nachtwächter nahezu täglich "Hellebarde bei Fuß", oftmals auch zwei- oder gar dreimal hintereinander, auch bei fetten Minusgraden. Da waren die zwei Semester Sprecherziehung vor mehr als 20 Jahren doch nicht für die Katz', denn drei oder gar viereinhalb Stunden am Stück laut sprechen und singen, bei naßkaltem oder kalttrockenem Wetter, das muß man erst einmal können! 
Das Kostüm muß stimmen, auch wenn es sehr kalt ist. Dabei hat sich ein Schwachpunkt herauskristallisiert: die Schuhe. Vielleicht sollte man es doch mal mit Holzpantinen versuchen, darin kann man sicher endlos viele dicke Socken tragen. Auf der anderen Seite ist es schrecklich, wenn man ordentlich dick eingepackt ist, kein klitzekleines Bißchen friert, aber eine zitternde und bibbernde Gruppe vor sich hat. Kann sich jemand vorstellen, wie es ist, wenn einem zwanzig Leute gegenüberstehen und auf der Stelle hüpfen? Man fühlt sich so schuldig. 
Aber der nächste Termin kommt. Unerbittlich. Bei jedem Wetter. Egal, wie spannend der Film im Fernsehen ist. Dann heißt es wieder: Warme Sachen sortiert bereitlegen. Laterne und Kerzen, Streichhölzer, Horn und Hellebarde, Karten und Wechselgeld vorbereiten. Handy einschalten. Pünktlich am Treffpunkt sein. 
Doch halt! Heute gibt es eine Feuergaukelei mit Schluck aus dem Hexenkessel. Da müssen noch sechs Liter Glühwein heißgemacht, abgefüllt und am Treffpunkt bereitgestellt werden. Bei so viel Schnee und mit so viel Ballast kann ich nicht mit dem Fahrrad fahren. Das Auto muß gestartet werden. Schnee? Glatteis? Shit happens!
Der Glühwein muß abgeliefert werden. Dann kommt man nach zwei Minuten zurück zum Auto und stellt fest, daß die Herrschaften vom Ordnungsamt noch keinen Feierabend haben. Ein orangefarbener Zettel schmückt das Auto. (Danke!) Das hat ganze zwei Minuten auf einem Parkplatz in einer Fußgängerzone gestanden. (In der Einmündung zu meiner Straße gibt es eine Sperrfläche, weil man sonst nur schwer einbiegen kann. Auf dieser Sperrfläche stehen immer Autos, manchmal tagelang. Da habe ich noch nie einen Strafzettel gesehen.)
Weiter geht es! Die nächste Aufgabe lautet nun: Find einen legalen Parkplatz für Dein Auto!
Am Ende ist alles geschafft und der Nachtwächter bzw. dessen Weib steht lächelnd bereit, die Nachtschwärmer zu empfangen. Die sollen von dem vorhergegangenen Streß nichts merken. "Hört Ihr Leut und laßt euch sagen..." 
...es ist ein hartes Brot!

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