Montag, 15. November 2010

Where have all the colours gone

In Cottbus gibt es ein nahezu einhundert Jahre altes Schulgebäude, einen wunderschönen Klinkerbau, der vor einigen Jahren mit hohem finanziellen Aufwand denkmalgerecht saniert wurde. Dann kam ein Investor und baute ein riesiges, häßliches, klobiges Einkaufszentrum in die Mitte der Stadt. Dazu wurden andere Bauten weggerissen, die das Zentrum geprägt hatten, die raffinierte Fußgängerbrücke zum Beispiel, oder das "Sternchen", die geliebte Eisdiele meiner Kindheit. Beinahe wäre auch die Schule ein Opfer moderner Gigantomanie geworden, aber Bürgerproteste haben das verhindert. Kürzlich verirrte ich mich in diese Einkaufsmeile und war entsetzt: Rechts und links fand ich die diversen, aus allen Städten bekannten "Kettenläden", einen neben dem anderen, mit offenen Fronten, also ohne Türen, und überall war es drinnen - schwarz! Es war einfach nur schwarz. Meterlang reihten sich schwarze Jacken, Mäntel, Ponchos, Pullover, Troyer, Jacketts, Blazer, Anoraks und andere Überbekleidung aneinander. Abwechslung brachten allenfalls ein paar anthrazitfarbene Stücke. Fröstelnd machte ich kehrt.
Als ich heute beim ersten Novemberregen durch das graue Jena ging, erinnerte ich mich daran. Denn ich sah   - nur Schwarz! Schwarze Jacken, schwarze Mützen, schwarze Hosen. Nicht einmal die kleinen Kinder, die mir begegneten, trugen bunte Mützen. Kein bißchen Farbe hellte das triste Bild auf. Wo sind nur all die Winter hin, in denen man rote, orangefarbene, blaue oder gar gelbe Jacken sah, Farbtupfer im grauen Novembernebel?.
Wo sind die Farben geblieben?
(Wer sie findet, darf sie bei mir abgeben!)


Das Bild ist von Karin Pietschmann, Leipzig.

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